Von Bad Gandersheim in zwei Jahren durch Südamerika

Ein Lichtbildervortrag von Martina und Wolfgang Steinhoff

 

Martina und Wolfgang Steinhoff aus Bad Gandersheim haben sich einen Traum verwirklicht und sind mit ihrem Wohnmobil, Motorroller und Faltboot durch Südamerika gereist. Im Jahre 2014 haben sie ihre Fahrzeuge mit dem Frachtschiff von Hamburg nach Montevideo in Uruguay verschifft. Auf der fünfwöchigen Reise über den Atlantik waren sie selbst dabei.

 

 

Brasilien

Von Uruguay fahren sie umgehend über fünftausend Kilometer in den Norden Brasiliens. Dort erleben sie live in den Stadien und oft gemeinsam mit den Brasilianern vor den Fernsehern die Fußballweltmeisterschaft. Immer wieder geniessen sie die Freundlichkeit und Lebensfreude der Einheimischen. Vom Bundesstaat Ceará führt ihre Reise zu den palmengesäumten Stränden Bahias. Sie besuchen die großartigen historischen Altstädte von Salvador da Bahia und Lencois. Von der Minenstadt Ouro Preto folgen sie dem alten Weg der Goldtransporte zur idyllischen Hafenstadt Paratí, dem Verschiffungsort des Goldes nach Portugal. Mit dem Motorroller fahren sie auf einer der schönsten Küstenstraßen Brasiliens entlang traumhafter Strände und grünem Urwald der Mata Atlantica. Fast eine Woche bummeln Sie durch Rio de Janeiro, eine der am schönsten gelegenen Städte der Welt. In brütender Hitze verbringen sie einige Zeit im Pantanal, eines der größten Binnenland-Feuchtgebiete der Erde. Bedenklich waren für Steinhoffs stets die großen sozialen Unterschiede in diesem fortschrittlichen industriellen Land mit teuren Villen hinter Mauern gesichert und ärmlichen Behausungen in den Favelas der Großstädte und auf dem Land. Im Bundesstaat Santa Catalina überraschen sie die Spuren deutscher Besiedlung in Orten wie Pomerode, Brüderthal und Blumenau. In dieser Gegend werden sie immer wieder in eigenartigem Deutsch des vorletzten Jahrhunderts angesprochen.


Argentinien

Im Grenzgebiet von Brasilien Argentinien bestaunen Steinhoffs die über achtzig Meter hohen Iguacu-Wasserfälle, eines der größten Naturwunder dieser Erde. Nach einem Besuch der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires passieren Steinhoffs die weite Pampa zu den östlichen Ausläufern der Anden. Sie campen in der schönen Landschaft der argentinischen Schweiz, paddeln auf glasklaren Seen und wandern auf Vulkanberge. Als einzige Touristen erleben sie die Fiesta del Puesteros in Junin de los Andes, wo alte Traditionen der Gauchos gepflegt werden. Gemeinsam mit Freunden holpern sie auf WaschbrettPisten durch die Wüste des Valle Calchaquies, vorbei an eigenartigen Felsformationen zum abgelegenen Ort Cachí. Von der sehenswerten Stadt Salta aus erleben sie innerhalb weniger Stunden den großen Kontrast der subtropischen Jungas zu den kargen Ausläufern der Anden mit Felsformationen in allen Farbtönen. Dort werden in Purmamarca, die farbenprächtigen Webarbeiten, auf der Feria de Artesanal angeboten. Freie Sicht bietet sich auf den gletscherbedeckten 6.962 Meter hohen Aconcagua, den höchsten Berg Amerikas. Weit in der Ferne liegt in der Ebene die Stadt Mendoza mit schön angelegten Parks und riesigen Anbaugebieten des köstlichen Malbec-Weins. In Villa General Belgrano finden Steinhoffs immer wieder Spuren deutscher Besiedlung, vor allem von den Überlebenden der Besatzung des im zweiten Weltkrieg untergegangenen Kriegsschiffs "Graf Spee".

Durch rot-gelbe Felslandschaften der Provinz Jujuy führt die Ruta 60 über viertausend Meter hoch zu einem sechzig Meter hohen Eisenbahnviadukt des Tren de las Nubes. Unten im Tal können sich die Gäste in den heißen Thermalbecken von Fiambalá erholen. In der Umgebung von Bariloche fahren Steinhoffs mit ihren Motorroller durch schöne Gebirgslandschaft an vielen Seen vorbei. Südlich davon wandern sie mehrere Tage im Naturschutzgebiet der Comarca Andina und bis zu den Gletschern des Cerro Tronador, wo sie in einfachen Berghütten übernachten. In Patagonien überraschen siebzig Millionen Jahre alte versteinerte Baumstämme und Handabdrücke der indigenen Ureinwohner an den Felsen.

Im Parque Los Glaciares ist der gewaltige Perito Moreno Gletscher eines der großen Naturwunder Südamerikas. Mit einer Geschwindigkeit von vierzig Zentimetern pro Tag "fließt" der Glescher in den Lago Argentino und immer wieder brechen haushohe Eisbrocken unter Getöse ab. Die steilen schneebedeckten Felszinnen von Fitz Roy und Cerro Torre sind Ziel der weltbesten Bergsteiger. Die Stadt Punta Arenas an der oft stürmischen Magellanstraße war der südlichste Punkt dieser Reise. Pompöse Grabhäuser früherer Schafszüchter und alte Gebäude zeugen vom ehemaligen Reichtum dieser Stadt. Über zweitausend Kilometer zieht sich die Straße nach Norden durch die eintönige Pampa, in der Steinhoffs unerwartet von heftigem Schneefall überrascht wurden.

 

 

Chile

Chile erstreckt sich in 4.275 Kilometer in Nord-Süd-Richtung zwischen Anden und Pazifik, ist aber durchschnittlich nur 180 Kilometer breit. In der Stadt Iquique erleben Steinhoffs die Meisterschaft der Copa America durch Chile und feiern gemeinsam mit der Bevölkerung diesen Sieg mit Roller beim jubelden Fahrzeugkonvoi durch die Stadt. Die beiden Globetrotter durchqueren die kargen Gebiete der Atacama-Wüste, wandern, reiten und paddeln in verschiedenen Nationalparks der chilenischen Schweiz zu Füßen schneebedeckter und teils noch aktiver Vulkane. In dieser Gegend haben sich im vorletzten Jahrhundert deutsche Siedler niedergelassen und die Wälder der indigenen Mapuche von den Spaniern übernommen, gerodet und fruchtbar gemacht. Mit dem Motorroller erkunden die Gandersheimer die Umgebung und baden in den heißen Termas Goemétricas vulkanischen Ursprungs. Auf einem Campingplatz an der Küste wird ihr Wohnmobil aufgebrochen, der Inhalt zerwühlt und einige Sachen gestohlen. Sie übernachteten in ihrem Wohnmobil am Vulkan Osorno und genießen bei Vollmond und Sonnenaufgang den Blick auf den tief unten liegenden Lago Llanquihue. In knatternden alten Schrägaufzügen fahren sie in die Oberstadt von Valparaiso. Unter wolkenlosem Himmel erleben Steinhoffs einige Abschnitte der berühmten Carretera Austral, einer staubigen Piste durch großartige Andenlandschaft. Unvergesslich war zudem die Nebenstrecke entlang des Lago General Carrera mit weiten Ausblicken bis zur Andenkette mit dem 3.910 Meter hohen gletscherbedeckten Monte San Valentin. Mit dem Roller gelangen sie in das abgeschiedene Tal Valle de Exploradores und bei einer Bootstour zu den Marmorkathedralen Cappilas de Marmól. Im Ort Chaitén wird die Macht der Naturgewalten deutlich, wo die Schlammmassen des gleichnamigen Vulkans 2008 einen großen Teil der Häuser zerstörte. Ein absolutes Highlight der Natur Chiles ist der Nationalpark Torres del Paine. Dort wandern Steinhoffs an mehreren Tagen auf dem "W" sechzig Kilometer um die phantastischen Felsformationen herum und zu Füßen der Gletscherzungen des Campo de Hielo Patagónico Sur. Dieses südliche Patagonische Eisfeld ist unglaubliche 350 km lang und bis zu 40 km breit. Tausend Meter ragen zudem die Felszinnen der Torres aus dem Talkessel fast senkrecht hinauf.

 

Bolivien

Die Globetrotter aus Bad Gandersheim erleben ein Land, das geprägt ist von der vorwiegend indigenen Bevölkerung, die ihre Traditionen bewahrt. Farbenprächtige Kleidung der Frauen und Märkte mit einer großen Vielfalt des Angebots. Sie leben noch in ihren einfachen Adobe-Häusern aus Lehm, zumeist aber in unverputzten Gebäuden aus roten Ziegelsteinen. Steinhoffs spazieren durch historische Städte wie San Luis Potosí, La Paz, Samaipata und vor allen Dingen durch die Hauptstadt Sucre mit vielen restaurierten geschichtsträchtigen Gebäuden. Sie berichten von der Fiesta de la Virgin de Guadalupe, bei der sich Indios aus dem ganzen Land farbenfroh präsentieren. Vom Talkessel des Regierungssitzes La Paz in 3.500 m fahren sie mit ihrem Motorroller auf den Pass Abra la Cubre in 4.725 m. Es folgt die Fahrt hinunter in die grünen Yungas auf dem engen Camino del Muerte. Diese Todesstraße entlang der steilen, meist ungesicherten Berghänge hat jedes Jahr viele Todesopfer gefordert und führt nach Coroico inmitten üppiger Vegetation. Steinhoffs folgen den Spuren Che Guevaras und der Indios beim dreitausend Jahre alten Zeremonienzentrum der Inka bei El Fuerte. Über hundert Kilometer fahren Steinhoffs mit dem Roller auf dem Salar de Uyuni. Diese große Salzebene auf dem Altiplano in 3.660 m Höhe ist 17 mal so groß wie der Bodensee. Auf einer Traumstraße fahren sie entlang des Titicaca-Sees. In Copacabana wandern sie zum Kalvarienhügel und erleben einen tollen Sonnenuntergang über dem See. Mit einem Boot setzen sie über zur Isla del Sol und wandern stundenlang auf dieser Insel, die als Geburtsort des Schöpfergottes Wiracocha gilt. Auf der anderen Seite des Titicaca-Sees liegt Peru.

 

Peru

In Puno am Lago Titicaca ändert sich Steinhoffs geplante Reise in ungeahntem Ausmaß: Bei einer kleinen Tankstelle wird schlechtes Diesel in den Tank gefüllt und der Motor springt nicht mehr an. In den nächsten vier Wochen versuchen sich zehn verschiedene Automechaniker, können aber den Motor nicht reparieren. Steinhoffs entscheiden sich, mit dem Bus nach Cusco zu fahren, um von dort zum Weltkulturerbe Machu Picchu zu kommen. Doch dort streiken Eisenbahner, Bus- und Taxifahrer. Steinhoffs Tochter und ihr Ehemann entscheiden sich, auf der Bahnstrecke die 38 km nach Aguas Caliente zu wandern und Wolfgang Steinhoff folgt ihnen. Mit schweren Beinen spaziert er am nächsten Tag durch diese Inka-Siedlung. Sie liegt in unvergleichlich abgeschiedener Lage auf einem Hügel umgeben von bis zu 4.000 m aufragenden Bergen der Cordillera Vilcabamba.

Zurück in Puno können auch weitere vier Mechaniker den Motor des Wohnmobils nicht reparieren. Also wird es 150 km bis an die Grenze abgeschleppt. Nach vier Tagen hinter dem Schlagbaum neben dichtem Grenzverkehr schleppt ein weiterer LKW das Fahrzeug 120 km nach El Alto in Bolivien. Erst die Mechaniker Nr. 23 und 24 schaffen es schließlich, den Motor wieder in Betrieb zu setzen. Doch inzwischen droht die Einfuhrgenehmigung für das Wohnmobil abzulaufen. Der bolivianische Staat droht, das Fahrzeug zu konfiszieren. Nur mit Unterstützung von Einheimischen und teurem Einsatz eines Rechtsanwalts kann schließlich eine Verlängerung der Genehmigung erreicht werden. Nach nervenaufreibenden 93 Tagen können Steinhoffs endlich ihre Reise mit dem Wohnmobil fortsetzen. Später besuchen die Globetrotter die sehenswerte Altstadt Arequipa mit dem großen Kloster Santa Catalina in Peru zu Füßen des 5.822 m hohen Vulkans Misti. Mit dem Motorroller erkunden sie die Umgebung mit abgelegenen Dörfern, Landhäusern und restaurierten Wassermühlen. Vorbei an den terrassierten und bewirtschafteten Hängen fahren sie mit ihrem Wohnmobil über schlechte Straßen entlang der Colca-Schlucht. Vom Cruz del Condor beobachten sie in den Morgenstunden den majestätischen Flug vieler Kondore, die eine Flügelspannweite von drei Metern erreichen.
Auf der Interoceana Sur kommen Steinhoffs über einen 4.770 m hohen Pass aus dem Altiplano in wenigen Stunden hinunter in den dampfenden grünen Urwald der Selva. Dort fahren sie mit dem Roller in kleine Dörfer am Rio Madre de Dios. Von Puerto Maldonado nutzen sie die organisierte Fahrt in einem Langboot den Rio Tambopata hundert Kilometer stromaufwärts durch den Dschungel. Von der Wasai Tambopata Lodge aus nehmen sie an mehreren Tagen teil an Wanderungen durch den dichten Urwald und einer Kajakfahrt auf dem braunen Fluss. Nach weiteren fünfzig Kilometern Bootsfahrt beobachten sie die bunten Macaw-Papageien, die in großer Zahl in den Bäumen und an der steilen Lecke am Lehmufer sitzen.

Im Amazonas-Tiefland überqueren sie von Peru wieder die Grenze zu Brasilien.

 

Wieder in Brasilien

Mit der brasilianischen Realität der Vernichtung des Regenwalds im Amazonas-Tiefland werden die Reisenden schon kurz nach dem Grenzübertritt konfrontiert: Über eine Strecke von hundert Kilometern fahren sie durch dichten Rauch, der von vielen Feuern verursacht wird. Dadurch wird der ursprüngliche Dschungel in kurzer Zeit in Weidegebiete für Jaburi-Rinder verändert und es ist kein Ende der Urwaldzerstörung abzusehen. Dass Brasilien das fünftgrößte Land der Erde ist, wird auf der Fahrt durch die weiten Landschaften der Bundesstaaten Acre, Rondónia, Mato Grosso und Guiás deutlich. Eintönige Getreide-, Baumwoll-, Soja- und Maisfelder bestimmen das Bild. Die Hauptstadt Brasilia beeindruckt durch ihre Größe, Architektur und den Wohlstand der Bewohner. Im Kontrast dazu erleben Steinhoffs später auf ihrer Weiterfahrt wieder einmal die ärmlichen Siedlungen zwischen Brasilia und dem Atlantik.

 

Uruguay

Ende 2016 erreichen die Globetrotter schließlich Uruguay und erkunden Punta del Diablo, beobachten die Seelöwenkolonie von Cabo Polonia und das sehenswerte historische Colonia del Sacramento am Rio de la Plata.

 

 

Die Rückreise

Mit dem Frachtschiff Grande Brasile der Grimaldi Line überqueren Steinhoffs von Montevideo aus den Atlantik. Sie kommen nach vier Wochen glücklich im Hamburger Hafen an. Zwei Jahre später ist das Frachtschiff Grande America der Grimaldi Line nach einem Brand vor der französischen Küste untergegangen.

 

 

Fazit der Reise

Auf ihrer Reise durch Südamerika legten Steinhoffs 70.000 Kilometer mit dem Wohnmobil und 8.000 Kilometer mit dem Motorroller zurück. Obwohl Steinhoffs drei Monate nicht fahren konnten, bleibt für sie diese Reise durch Südamerika ein unvergesslich schönes Erlebnis.

Wie heißt es doch so schön?
Das Leben wäre langweilig ohne Hindernisse!"

 

 

Der Lichtbildervortrag

 

Einen Eindruck über ihre Erlebnisse auf ihrer langen Reise wollen die beiden Bad Gandersheimer ihren Zuschauern in einem knapp zweistündigen Lichtbildervortrag vermitteln.  

Fotoeindrücke

--Blick auf Corcovado Rio de Janeiro, Brasilien

-- Perito Moreno Gletscher, Argentinien

-- Machu Picchu, Peru

-- Markt in Tupiza, Bolivien

--Torres del Paine, Chile